Traurigkeit ist ja so Mainstream. Das war vielleicht mal cool in 2017.
Das Schlimmste am traurig sein ist, das es so wenig originell ist. Weinen. Nichts essen. Whatsapp – Nachrichten nicht beantworten. Nicht mehr weinen. Im Bett liegen bleiben. Phantomschmerzen erzeugen. Echte Schmerzen ignorieren.
Ich muss aufstehen. Nehme mir stark vor vom Imbiss Pommes zu kaufen.
Elon Musk hat in der Zeit, in der ich überlegt habe meine Zähne zu putzen bestimmt eine Rakete gebaut, die allein mit Sonnenenergie zum Mars fliegen kann. Musk retten die Menschheit. Ich rette mein Bett vor der Einsamkeit. Deal!
Der Weg zum Bad ist heute besonders steinig. Ich steige über einen schlafenden Menschen, der im Flur neben einer leeren Mate Falsche liegt. Jetzt merke ich meine Kopfschmerzen. Au.
Draußen scheint die Sonne. Die Pommes habe ich an der Bushaltestelle liegen lassen.
Ich suche deinen Namen am Klingelschild. Er steht dort neben sieben anderen. Ich bin mir aber sicher, dass es nur eine dreier WG ist. Naja vielleicht haben die anderen ja mehrere Persönlichkeiten. Soll es auch geben.
Du stehst im dämmrigen Licht deines fensterlosen Flurs. Ich falle dir in die Arme.
Alles was ich will ist bleiben und auf deinem Röhrenfernseher Aufzeichnungen von längst vergangenen MTV Shows sehen. Dann will ich mich unter deiner Wolldecke an deine Brust kuscheln und einschlafen, währenddessen du mir mit deinen Fingerspitzen über den Rücken streichst.
In meinen Träumen werde ich mich alleine fühlen, aber alles wird leuchten. Das schlimmste an der Traurigkeit ist, dass sie so wenig originell ist. Niemand hat mehr Bock drauf. Jeder hat’s schon tausend Mal gesehen.
Ich wache auf – lasse die Augen zu. In Gedanken male ich ein imaginäres Herz mit Lippenstift um deinen Bauchnabel.
Das tut gut.