Ich sehe deine Haut in den Flammen. Sie erleuchtet, nur um im nächsten Moment der flackernden Dunkelheit zu erliegen.
Es war so schön damals als ich meine Finger über deine Haut streichen konnte ohne, dass du vor Schmerz aufschriest.
Ich höre noch heute das Lied, das uns umgab, als wir Arm in Arm über das kühle Paket unseres Abschlussballs taumelten, in der Hoffnung die Freiheit mit beiden Händen zu umschließen.
Du warst es. Alles. Ich wusste es. Schon damals.
Deine kühlen Lippen umkreisen meine Handinnenfläche.
Ich spüre wie sich das Universum in meinem Unterleib ausbreitet.
Jeder einzelne Stern sprüht ein Licht durch meine Adern.
Meine Haut erleuchtet so hell, dass ich mit einem edding kleine Punkte auf sie male, um an der Decke ein grandioses Lichtspiel zu erzeugen.
Du liegst mit deinem nackten Rücken auf dem leeren Bett und verlierst dich in meinem Schattenspiel.
Wir sind genug. Das weiß ich jetzt.
Monat / Januar 2019
be careful what you wish for
Ich bin mir nicht sicher, wie das Zeitungspapier, nachdem es durch eine Windböe hoch in die Luft gewirbelt wurde, wieder auf dem Boden aufschlagen wird.
Da es durch die Explosion Feuer gefangen hatte, kam eine weitere ungewisse Komponente hinzu. Die Glut spaltet sich durch ruckartige Bewegungen von dem Papier ab und segelt gen Erdboden. Das wiederum verpasste der Zeitung durch die veränderte Masse einen Richtungswechsel. Das Papier flog unaufhaltsam – rotierend über die Straße. Wie ein Phönix.
Es war ganz still um mich.
Ich habe mal in einem Film gehört, dass der hohe Ton, der sich nach einer Explosion im Kopf ausbreitet, durch das Sterben von Zellen verantwortlich ist. Bedeutet im Umkehrschluss, dass dieser Ton für immer verloren geht. Er stirbt ja.
Aber eigentlich möchte ich werde über Feuer noch über den Tod schreiben.
Eigentlich wollte ich nur Blumen kaufen und habe mich daher früh aus dem Bett geschält. Eigentlich wollte ich nur Blumen kaufen, um sie mir auf den Küchentisch zustellen, damit ich sie in ihrer Farbe und Form ausgiebige betrachten kann.
Die Natur hat nämlich einen echt logischen und guten Kreislauf geschaffen. Ist ja kein Geheimnis. Aber die Natur ist eben nicht unfehlbar. Sie hat zugelassen, dass der Mensch entsteht. Der Mensch.
Nicht falsch verstehen, Menschen faszinieren mich – ich bin selbst einer und unser Bewusstsein über das eigene Wesen bringt uns generell dazu das gedankliche Zentrum unseres Daseins zu verkörpern. Aber ich fasziniere mich selbst. Ich arbeite als Weltraumwissenschaftlerin. Was mein Gehirn produziert und welche logischen Schlüsse daraus folgen, sind überragend. An anderen Tagen liege ich mit einem Eis auf der Couch und fühle mich einsam. Das ist doch verrückt. Obwohl ich glaube, dass man das auch unter Balance abstempeln könnte.
Ausgewogen essen, ausgewogen schlafen, ausgewogen einsam sein.
Naja, also zurück zu den Blumen.
Ich wollte eben Blumen kaufen gehen. Nur Blumen. Als ich noch zehn Meter entfernt war, zersprang der ganze Blumenladen vor meinen Augen in tausend Einzelteile.
Ein klassischer Fall von „Pech gehabt“.
Ende.
Don’t be dramatized by circumstances that do not dramatize you
I am moving in a world of hate, but I plant a flower right here. Is that okay with you?
Warum kann ich eigentlich Schmerz so viel mehr spüren als Freude?
Warum kann ich nicht über die Dinge sprechen, die mich peinlich berühren?
Weiblichkeit sollte im Umkehrschluss bedeuten, dass wir Scharm durch Stolz ersetzen. Oder? Aber wie viel biografisches ist eigentlich im eigenen Text erlaubt?
Fangen wir doch einmal von vorne an.
Ich laufe über die Straße und vergesse etwas. Dramatisch drehe ich mich fünf mal im Kreis, schlage meine Hand gegen meine Stirn, nur um den Menschen (ich sehe keine, aber es könnte ja jemand aus dem Fenster schauen) zu symbolisieren, dass die bedingte Umkehr meines Weges durch das Vergessen eines Objektes bestimmt ist. Ich kann ja nicht einfach so umdrehen. Das wäre doch irgendwie komisch. Oder?
Also laufe ich zurück, stolz durch meine Darbietung ohne Applause, stolz auf meine Bühne ohne Publikum. Nur um mein eigenes Handeln zu rechtfertigen.
Körpersprache ist doch sowieso das einzig Wahre.
In der Lehre und im Alltag wird Sprache oft dazu eingesetzt jemanden und etwas zu distanzieren. In den Disziplinen der Kunst ist das anders. Ich spreche und ich fühle wie sich die Augen meines Gegenübers mit Wasser füllen und wie er sich in meinen Worten einbettet, als wären sie Zuckerwatte. Das ist wundervoll.
guerrière
Ihr verwundeter Körper steht elegant am Rande ihres Zimmers und blickt hinaus.
Der Wind vergräbt sich in den weißen Vorhängen, die das Fenster rahmen.
Ein blaues Seidentuch ziert ihre Taille. Unter dem zarten Stoff zeichnen sich die Umrisse eines tiefen Schnittes ab.
Ein kleiner Tropfen Blut löst sich aus der Wunde und rollt verspielt ihre Hüfte entlang. Er findet sein Ende auf dem Fußboden, wo er in kleine Einzelteile zerspringt.
Den Raum erfüllt ein leicht schwingender Klang des Klaviers. Verbissen lieblich dringt er durch jedes Möbelstück. Er umschließt ihre Haare und dringt in ihre Schultern ein. Sie fängt leicht im Takt an hin und her zu wiegen. Dabei streichen ihre Finger langsam über ihren Unterarm. Die Fingerkuppen umkreisen Narben und Verbrennungen.
Doch ihre Augen sind mit Stolz erfüllt. Ihre Lippen formen ein unwiderstehliches Lächeln.
Sie liebt den Kampf. Sie liebt ihren Körper. Sie ist in ihm zuhause.