Werde ich verrückt, weil es so vieles gibt, was mich verrückt macht?

Als wir an dem Punkt waren, an dem
wir uns nicht mehr vorwärts sondern nur rückwärts bewegten,
bemerkten wir das es für uns nie wieder nur oben oder unten geben konnte.
Wir verstanden, dass sich die Welt nur langsam weiter drehte, so langsam, dass wir vergaßen uns zu lieben.
Wir versuchten mit aller Kraft rückgängig zu machen, was geschehen war.
Aber wir konnten es nicht.
Die Kraft die wir investierten, um zu kontrollieren was einst uns gehörte, verschlang unsere Seelen Stück für Stück.
Aber wenn wir morgen aufwachen, dann können wir verstehen was und antreibt,
wir können verstehe wie sehr wir uns verlieren.
Ist nicht alles was wir haben von Menschen gemacht ?
Sie reden und reden, aber über was?
Über von Menschen kreierte Dinge, über von Menschen kreierte Probleme.
Macht uns dieses denken nicht so klein?
Wie können wir wirklich ein Teil dieses Systems sein? Oder des Systems im System?
Denn wenn Vieren den Wirt töten, dann sterben sie doch auch.
Ist nicht die Luft die wir atmen so viel mehr als das Mitteln, dass und am Leben hält?
Ist die kalte Substanz die unsere Lungen füllt, nicht mehr als die Abhängigkeit, die unser Leben verkörpert ?

Oder werde ich einfach verrückt, weil es so viele Dinge gibt, die mich verrückt machen ?

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Murmel – Moment

Die Momente deines Lebens kullern wie Murmeln vorwurfsvoll friedlich an dir vorbei.
Manche sind farbenfroh und andere nur traurig.
Sie kullern und kullern unaufhaltsam in ihren Bahnen.
Ab und an wird eine Murmel durch ihren Schwung über die Bande gerissen und scheppert bei dem Aufprall auf dem hellen Parkettboden deine Wohnung.
Kurz bist du erschüttert. Aber schließlich fällt es dir nicht schwer, dein müdes Gesicht wieder in deinen Kissen zu vergraben.
Eben ist der Moment noch da und schon gleich wieder vorüber.

Manchmal überlege ich den Murmeln hinterher zu jagen, doch am Ende stolpere ich wieder über meine eigenen Füße und reiße zu allem Überfluss auch noch eine Murmelbahn ein. Dann muss ich wieder aufschreien, weil sich der Schmerz meine Wade hochzieht, wenn ich barfuß auf eine herumfliegende Murmel trete.
Nein, das wäre nicht gut.
Lieber sitze ich hier, auf dem Boden und schwelge in süßlich schmerzhaften Erinnerungen:

Vor 15 Jahren kam der erste Harry Potter Film in die Kinos. Vor 15 Jahren betraten wir den Saal mit unseren Grundschulfreunden, die wir gegebenenfalls einmal im Jahr bei Facebook stalken. Ausgerüstet mit Popkorntüten, die so groß wie unsere Oberkörper waren, ließen wir uns in Kinositzen gleiten, um in eine unglaublich neue und wundervolle Welt eintauchten und einen Film zu eroberten, den wir so nie wieder erleben werden. Das war uns damals jedoch nicht bewusst.

Ich bin jetzt schon 24 Jahre auf diesem Planeten und so wundervoll das erwachsen werden auch ist, so lieb wäre es mir manchmal, die Murmel zu finden mit dem Moment, der mir das Gefühl in die Adern injiziert, welches ich nach meinem ersten Harry Potter Film hatte. Ich war unbesiegbar. Das Böse war auf einer Leinwand gefangen und auf magische Weise war alles möglich.

Wie viel ist heute noch möglich?

Ich lasse mich rückwärts auf mein Paket fallen. Der Schmerz breitet sich in meinem Hinterkopf aus und alles fängt sich an zu drehen. Aber irgendwie ist das vergleichbar mit dem Gefühl, dass erste Mal verlassen zu werden, dazu musste ich gar nicht die passende Moment-Murmel finden. Klasse! Man kann’s ja mal versuchen.

Ja, die Momente kullern unaufhaltsam in ihren Bahnen.
Du kannst nichts dagegen tun.
Außer dir einzureden, wie entspannend und meditativ dieser Anblick ist, bevor du dir wieder hastig deine Krawatte bindest und durch den Regen zur Arbeit rennst.blog12345

Wenn Ströme aufeinander treffen

Sie zittert und verstummt, bis die ersten Sonnenstrahlen sich über den Asphalt ergießen.
Die kleinen Häuser dieser Allee geben dir ein Gefühl der Sicherheit. Hier kann dir nichts passieren, denn das Böse macht an der Straßenkreuzung kehrt und sucht sich ein anderes Opfer.
Meine Augen werden leer, wenn ich bemerke, dass die Menschheit eigenständig wählt den Bach herunter zu gehen.
Das Paradoxe ist, dass sie im Namen der Liebe die Liebe vernichten.
Dass die Angst ihnen ins Gesicht steht und sie danach krächzen zu verlieren, was ihnen niemals gehörte.
Wenn du allein bist, dann bist du auch einsam.
Ich kämpfe mich gegen den Strom und finde Gleichgesinnte.
Wir werden nach und nach so viele, dass plötzlich zwei Ströme aufeinander treffen.
Die Begegnung ist jedoch so schmerzhaft, dass es uns alle zu Boden drückt.
Die Luft wird knapp und wir sehen ein, dass wir nur zusammen hätten überleben können.

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Das Mosaik, das die Welt verändert

Vor zwei Tagen ist was komisches passiert.
Zum ersten Mal seit Jahren ging ich auf meinen Dachboden.
Die Dielen quietschten und ein flüchtiger Anfall von Angst erfüllte mich.
Doch oben herrschte eine so friedvolle Atmosphäre, dass es kaum real sein konnte.
Ich öffnete eine Schublade einer alten Kommode, die ich noch nie zu vor gesehen hatte.
Und da war er. In Tüchern gehüllt. Ganz still.
Ich hielt ihn für einige Sekunden in den Händen.
Er glitzerte und schimmerte unaufhaltsam.
Seine unverkennbare Schönheit erfüllte den Raum.
Er raubte mir den Atem und mein kleines Herz klopfte dröhnend in meinen Schläfen.
Es war der perfekte Moment, um zu glauben, dass alles gut wird.
Es war der perfekte Moment, um inne zu halten und die kleinen, nicht komplett perfekten, Situationen des Lebens in vollen Zügen zu genießen.
Es war der perfekte Moment, um den Raum mit Liebe zu überfluten.
Sie drang in jedes kleine Loch an der Wand und füllte jede Lücke der Holzverkleidung.
Es bildete sich Gänsehaut auf meinem Nacken und meine Hände fingen an zu zittern.
Ich hätte nie gedacht, dass der Weltfrieden auf meinem Dachboden lag.
Ich war so verunsichert – verständlich, denn ich hatte die gesamte Zukunft der Menschheit, seit wer weiß wie lange, nur einige Meter über meinem Schlafzimmer rum zu liegen. Ohne es zu wissen. Bis jetzt. Aber was sollte ich nun eigentlich tun?
Ich entschloss mich in Sekunden dazu, ihn für eine kleine Weile versteckt zu halten, um ihn erst dann frei zu lassen, wenn er auch wirklich in Sicherheit war.
Für diese Sicherheit musste ich erst noch sorgen.
Doch ich konnte meinen Plan nicht ausarbeiten, denn auf einmal flog die Tür auf.
Ein großer Mann warf seinen Schatten auf meinen Körper.
Er lief hastig auf mich zu, entriss mit den Frieden mit einem heftigen Ruck und zerschmetterte ihn bedingungslos an der Wand.
Es klirrte ohrenbetäubend und draußen ertönte Applaus.
Ich glitt zu Boden. Die kleinen Teile des Friedens durchtrennte meine Jeans und bohrten sich in meine Haut. Es tat so weh. Aber nicht so schlimm weh, wie der Gedanke an die Zukunft.
Ich konnte den Frieden nicht beschützen. Ich war so schwach. So einfach war es mir ihn zu entreißen. Wie konnte das bloß passieren? Ich hätte ihn sofort frei lassen sollen, anstatt zu denken, ich hätte noch genug Zeit, um ihn zu beschützen.
Alles verschwamm vor meine Augen. Mir war so schwindelig.

Plötzlich hörte ich „Taps – Geräusche“ neben mir und guckte meinem Hündin Flora direkt in die Augen. Müde hob ich meine Hand und streichelte sanft über ihr Fell.
Liebe erfüllte jede Faser meines Körpers. Es war nicht alles verloren. Nicht alles.

Seit diesem Moment sitze ich nun auf dem Boden und sammle die Stücke zusammen. Ich werde wohl noch eine Weile hier sitzen und zusammen sammeln, was zusammen gehört. Aber vielleicht entsteht ja am Ende ein schönes Mosaik. Wer weiß. blog32

Wir

Wir halten die Beine still,
damit unsere Gedanken rasen können.
Wir halten unsere Stimmen leise,
damit unsere Worte wachsen können.
Wir halten unsere Augen geschlossen,
damit unsere Phantasie rotiert.
Wir wirken entgegen, dass die Welt mutiert.
Wir bilden das Gleichgewicht, das du vermisst.
Wir bilden die Liebe um die List.
Wir malen Blumen an Häuserwände und kleben Schmetterling-Sticker auf Diebe,
allein diese Taten sprechen Bände und erfüllen uns mit Liebe.
Wir machen aus Steinmauern Kleinholz, jenes erfüllt unsere Großeltern mit stolz.
Denn wir sind frei und gut dabei die Welt zu verändern
und das nicht nur in unseren kleinen Zimmern, sondern in allen Herren Ländern.
Denn es gibt weniger als nichts, wenn die Liebe vergeht.
Wir wachsen auf und verstehen, dass wir weiter müssen gehen – als je jemand zuvor.
Wir lieben das jetzt und haben keine Angst vor dem morgen.
Wir sehnen uns nach mehr ohne zu geben und zu verordnen.
Wir sprechen ganz schnell um die Wörter zu vermischen.
Damit es unklar bleibt, was wir wirklich müssen.
Wir müssen trotzdem hindurch und noch weiter hoffen.
Wir sind für eine Sekunde leise, um zu verstehen worum es hier wirklich geht.
Denn möglich ist’s, dass dieser Moment schnell vergeht.

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