Mein Handydisplay leuchtet auf. Meine Augen sind müde. Der tanzreiche Abend steckt mir noch tief in den Knochen. Sehr tief. Und das letzte Bier war schlecht. Ganz sicher.
Müde drehe ich mich auf die Seite und schiele durch einen winzig kleinen Schlitz, den meine Augenlider für eine Sekunde freigeben. Die Whatsapp- Pop- Up Nachricht ist von einem guten Freund: „Freust du dich auf die Zukunft?“
Oh nein, ich merke schon wie sich meine Synapsen anspannen (bildlich gesprochen). Ich drehe mich wider zurück. Weiterschlafen Inken. Weiterschlafen. Ein Schaf, zwei Schafe, drei Schafe, wie sehen Schafe in der Zukunft aus? Was bedeutet eigentlich Zukunft? Oh nein.
Ich entscheide mich dazu, mich nicht länger gegen meine Gedanken zu wehren. Manchmal sind diese, wie ein kleines Kind, das zu viel Mittagsschlaf gemacht hat und daher um 5:00 Uhr auf der Bedecke auftaucht und meinen Bauch als Trampolin benutzt. Und wer so was kennt, weiß genau, dieses Kind wird man nicht so schnell wider los. Uhrg.
Also lasse ich meinen Gedanken freien Lauf:
Ich denke, dass die Zukunft ein Begriff ist, den wir nicht richtig fassen können. Es gibt die menschliche Zukunft, also das was wir Menschen denken, was passieren wird. Mit uns. Unseren Nachbarn. Der CDU. Dem Vogue Magazins. Der Gesellschaft. Der Liebe. Eben mit der Welt. Aber im Endeffekt gibt es nicht nur die menschliche Zukunft- es wird darüber hinausgehen. Weit darüber hinaus. Und darauf freue ich mich. Nun ja, theoretisch könnte man jetzt sagen, dass ich mich nicht auf was freuen kann, was ich nie erleben werde, geschweige denn definieren könnte. Aber dem habe ich entgegen zusetzten, dass ich mich über die Schwangerschaft meiner besten Freundin in Amerika auch freuen kann. Ohne es eventuell zu erleben und das Gefühl nicht definieren zu können. Ich freue mich einfach auf das was kommt, dann wenn die Menschheit sich schon längst aufgehört hat wichtig zu nehmen. Ich freue mich darauf, was nach der verrückten, ironischen, komplexen aber doch so unwichtigen Zeit unsere Spezies kommt.
Ich freue mich auf die Dinge, die ich nie nie niemals erfahren werde.
Das ist auch der Grund, warum ich keine Angst mehr vor Atombomben haben. Eine Atombombe zerstört unsere Lebensbedingungen (wir können ja nicht bei 782922 Grad überleben und würden, so schade es auch ist, verbrennen). Aber nur weil die Menschen nicht mehr leben, heißt es nicht, dass die Atombombe die Zukunft zerstören kann. Um es genauer zu sagen, kann eigentlich nichts die Zukunft zerstören.
Und da wäre ja dann auch noch meine Zukunft (deren Ende hoffentlich noch etwas weiter in der Zukunft liegt #zukunftzukunft).
Ja, ich freue mich auf meine Zukunft um zu erfahren, wie es ist alt zu sein. Ich freue mich darauf die nächsten Generationen zu beobachten und zu überlegen was sie unter „leben“ versteht. Ich frage mich, ob wir es jemals schaffen uns nicht mehr zu bekriegen? Ob wir es jemals schaffen, die Personen zu sein, die wir gerne sein wollen? Aber all das ist ungewiss.
Ein guter Freund hat zu mir mal gesagt: In der Zukunft sehe ich eine neue Chance. Und weil ich das auch so sehe, definiere ich die Zukunft als ungewisse Chance und gehe schlafen.